Organische Reichweite: Null!

Facebook testet zurzeit in verschiedenen Ländern eine neue, stark abgeänderte Form des Newsfeeds, wie das Magazin „Medium“ berichtet. In den meisten Ländern entdecken die Nutzer bereits neue Inhalte in ihrem Feed, nicht aber auf Facebook-Seiten in der Slowakei, Sri Lanka, Serbien, Bolivien, Guatemala und Kambodscha. In diesen Ländern werden alle Seitenbeiträge nur noch im neuen Explorer-Feed ausgespielt, was bedeutet, dass eine organische Ausspielung im Newsfeed somit nicht mehr vorhanden ist. Der normale Newsfeed begrenzt sich demnach nur noch auf Posts des Freundeskreises, Gruppen und Facebook-Anzeigen.

DMlM0HCWAAANXMs

Interaktionswerte der 60 größten slowakischen Nachrichtenseiten auf Facebook – © Filip Struhárik


Adam Mosserie (Head of Newsfeed, Facebook) hat dies als regionalen Test bestätigt und gibt folgende Information:

"We always listen to our community about ways we might improve News Feed. People tell us they want an easier way to see posts from friends and family. We are testing having one dedicated space for people to keep up with their friends and family, and another separate space, called Explore, with posts from pages.

The goal of this test is to understand if people prefer to have separate places for personal and public content. We will hear what people say about the experience to understand if it’s an idea worth pursuing any further. There is no current plan to roll this out beyond these test countries or to charge pages on Facebook to pay for all their distribution in News Feed or Explore. Unfortunately, some have mistakenly made that interpretation — but that was not our intention.
It’s also important to know this test in these six countries is different than the version of Explore that has rolled out to most people. Outside of the above countries, Explore is a complementary feed of popular articles, videos, and photos automatically customized for each person based on content that might be interesting to them. We’ve heard from people that they want an easy way to discover relevant content from pages they haven’t connected with yet. While Explore includes content from relevant pages, posts from pages that people like or follow will continue to appear in News Feed.

[..] We currently have no plans to roll this test out further."

Wie auch von Adam Mosserie erwähnt, ist zurzeit keine Ausweitung in weitere Länder geplant. Wie lange der Test andauert, ist allerdings noch nicht beschlossen. Mit dem jetzigen Stand ist es trotzdem von Vorteil, sich mit den Folgen und Konsequenzen einer derartigen Veränderung der organischen Reichweite für das eigene Unternehmen auseinanderzusetzen. Dabei sollte man immer beachten:

Die organische Reichweite ist keine Selbstverständlichkeit und ein kostbares und beschränktes Gut. Wer sich also an die Facebook-Vorgaben hält und seine Post-Gestaltung nach den Interessen der Nutzer ausrichtet, erhält eine gute Reichweite. Wer wiederum auf Clickbait setzt, muss mit Einbußen rechnen.

Der Anzeigenpreis hängt nicht nur von der Qualität der Anzeige ab. Im Hintergrund läuft ein Auktionsverfahren, bei welchem auch die Mitbewerber an der Preisgestaltung beteiligt sind. Bei einem Wegfall der organischen Reichweite kommt es zur einer verstärkten Ausrichtung der Marken in den bezahlten Anzeigenbereich. Folge: Konkurrenz und Anzeigenpreise steigen.

Viele Kampagnen, Aktionen und Ideen lassen sich auf Facebook kostengünstig umsetzen. Dies hat zur Folge, dass Unternehmen die eigene Website meist vernachlässigen. Anhand der möglichen Reichweiteneinschränkung kann in dieser Hinsicht mit starken Einschränkungen gerechnet werden, da sich SEO-Maßnahmen & Co. nicht über Nacht auf den neuesten Stand bringen lassen.

Geld investiert man nur in die guten Beiträge und skaliert dabei die Reichweite.

Wenn Facebook die organische Reichweite wirklich auf Null zurücksetzt, dann ist die Anzahl der Fans nur noch ein „netter Wert ohne jede Bedeutung“. Eine stark ausgeprägte Fanbasis ist in weiterer Folge höchstens ein Ausgangspunkt im Zielgruppen-Targeting.

Ein wesentlicher Vorteil liegt darin, sich als Mitglied des Social Media Teams umfangreiche Anzeigenschaltungs-Skills anzueignen, oder als Unternehmen die Werbeaktivitäten an Profis auszulagern. Denn es hilft wenig, für Anzeigen zu zahlen, wenn das System und die Technologie nicht verstanden wird.

Positive Aspekte der Reichweitenveränderung:
Im neuen Explorer-Feed sind die Anzeigen und Postings der Unternehmen in weitere Folge sozusagen unter ihresgleichen. Bei guten Inhalten könnte in weiterer Folge eine deutliche Abhebung von der Konkurrenz und daraus resultierend mehr organische Reichweite einhergehen.
Da Fun-Seiten und Fake-News in der Regel nicht das Budget haben, sich in den Haupt-Newsfeed einzukaufen, könnte sich die Qualität des Newsfeeds deutlich steigern.

Ebenso könnte ein zweiter Feed für mehr Anzeigenplätze sorgen und somit den Kampf um die bisherigen Plätze senken.

Ob der neue Newsfeed schlussendlich umgesetzt wird, entscheidet aber nicht Facebook, sondern der Nutzer.

ourEPICblog