Die Versicherungsbranche in den sozialen Medien

Die Versicherungsbranche ist bekanntlich eine wettbewerbsintensive Branche, in der jeder Vertragsabschluss und jeder Kunde zählt. Deshalb müsste man meinen, dass sich die österreichischen Versicherungen intensiv mit ihrem Auftritt in den sozialen Medien auseinandersetzen und innovative Servicelösungen und Leistungen im Internet anbieten. Wie präsent und erfolgreich sind Versicherungsunternehmen in den sozialen Medien? Eine Analyse, die überrascht.

 

Potenzial in den sozialen Medien

Haben Sie schon einmal eine Versicherung abgeschlossen? Dann können Sie sich bestimmt noch erinnern, dass Sie vor dem Abschluss sämtliche Informationen gesucht und verschiedene Angebote verglichen haben. Da das Internet meistens die erste Anlaufstelle für Recherchen darstellt, ist der Auftritt von Versicherungen in sozialen Medien besonders wichtig. An den Nutzerzahlen erkennt man das enorme Potenzial: Ca. 450.000 der insgesamt 3,7 Millionen Facebook-Nutzer in Österreich interessieren oder befassen sich mit den Themen Versicherungen, Unfälle und Risikomanagement. Für mehr als 12,16% der Nutzer sind Versicherungen somit ein interessantes und wichtiges Thema, über das gesprochen und nach dem gesucht wird.

 

Welche Versicherungen „gefallen“

Kein Wunder also, dass sich die durchschnittliche Fananzahl der Facebook Seiten von österreichischen Versicherungen auf rund 60.000 Personen beläuft. Die größte Fancommunity hat die Zürich Versicherung mit rund 355.000 Fans. Hier muss jedoch angemerkt werden, dass es sich um eine Global Page handelt, bei welcher die Fananzahl von allen Länder-Seiten summiert werden. Angesichts des Potenzials verwundert es umso mehr, dass fünf der 19 größten Versicherungen in Österreich keine Facebook-Seite haben und zwei Versicherungen lediglich mit einer Wikipedia-Seite vertreten sind. Ist es nicht seltsam, dass in einer dermaßen hart umkämpften Branche fast 37% der Unternehmen die Chance nicht ergreifen, mit potenziellen und aktuellen Kunden über eine Präsenz in den sozialen Medien in Kontakt zu treten?

 

Content – was gefällt, was nicht?

Jene österreichischen Versicherer, die einen aktiven Facebook-Auftritt betreiben, überzeugen mit informativen Beiträgen, vielen Blogposts und zahlreichen Gewinnspielen. Obwohl Verlosungen oft den Ruf haben, als Mittel zur Fangenerierung eingesetzt zu werden, sind sie eine wichtige Komponente des Facebook-Auftritts, da sie den Fans einen Unterhaltungswert bieten und den Versicherern viele Sympathiepunkte einbringen.

 

Neben Gewinnspielen ist für die meisten Versicherungen das Thema Sponsoring ein fixer Bestandteil der Contentstrategie, wobei der Fokus auf Sport gelegt wird. Während sich die Allianz Österreich mit der Unterstützung des SK Rapid dem Thema Fußball widmet, steht bei der Generali Versicherung Tennis im Mittelpunkt. Etwas weniger sportlich, dafür genauso erfolgreich, postet die Wüstenrot Versicherung vermehrt über das in den wenigen Wochen stattfindende Musikevent FM4 Frequency, was ihr viele positive Reaktionen der Fangemeinschaft bringt. Egal ob Sport, Musikfestivals oder Charityevent – Sponsoringbeiträge erzielen meistens ein besonders hohes Engagement seitens der User.

 

Auffällig ist jedoch, dass keine Versicherung ihre Produkte und Angebote auf der Facebook Seite anpreist. Hier haben die Versicherungen klar erkannt, dass eine reine Präsentation der Produkte, mit der Aufforderung diese zu kaufen, bei den Usern nicht gut ankommt. Weitaus erfolgreicher ist die Kommunikation des Benefits, den Versicherungsprodukte und -pakete mit sich bringen, was von den meisten Versicherungen durch interessante und hilfreiche Blogbeiträge realisiert wurde.

 

Gezwitschert wird wenig

Abgesehen von Facebook werden die sozialen Medien von den österreichischen Versicherungsunternehmen jedoch nur sehr zaghaft genutzt. So sind lediglich fünf Versicherungen mit einem Twitter Account, der den österreichischen Markt anspricht, vertreten. Den internationalen Allianz-Channel ausgenommen, weisen die Twitter-Channels im Durchschnitt lediglich 186 Follower auf.

 

Instagram wird kaum genutzt

Noch drastischer sieht das Bild der österreichischen Versicherer auf Instagram aus. Instagram hat in den letzten Monaten einen regelrechten Boom erfahren, den angesichts der Nutzerzahlen von aktuell 820.000 Nutzern aus Österreich viele Unternehmen für sich genutzt haben. Obwohl die Versicherungen mittels Hashtags durchaus in Postings erwähnt werden, sind nur die Uniqa Versicherung (510 Abonennten, 25 Beiträge) und die Allianz Österreich (435 Abonnenten, 51 Beiträge) mit einem eigenen Account vertreten. Doch gerade für Versicherungen, die oftmals einen „Lifestyle“ mit ihren Produkten verkaufen – man denke hier zum Beispiel an die Vorzüge von Reiseversicherungen oder privaten Krankenversicherungen – wäre Instagram eine wunderbare Möglichkeit, diese Vorteile bildhaft darzustellen oder User-generated content sinnvoll zu nutzen.

 

Was die Versicherungsbranche nicht verpassen sollte

Die Analyse des Auftritts der Versicherungsbranche in den sozialen Medien und ein Blick auf die internationalen Trends und Präsenzen der Versicherungsriesen lässt darauf schließen, dass die sozialen Medien für Versicherer ein großes, noch ungenütztes Potenzial bereithalten. Eine Versicherung, die nicht in den sozialen Medien aktiv ist, „verpasst“ alleine auf Facebook 450.000 interessierte Personen, die sich bereits mit dem Thema befassen. Noch dazu können diese Personen durch die Schaltung von Facebook Ads zielgruppenspezifisch und - im Vergleich zu anderen Werbeformen - sehr kostengünstig angesprochen werden.

Potenziale Kunden können somit leicht und schnell erreicht werden.

 

Facebook Ads eignen sich dabei nicht nur zur Generierung von neuen Kontakten, sondern auch zur Ansprache von Personen, die sich bereits mit dem Unternehmen beschäftigt und zum Beispiel die Website besucht haben. Wenn ein Facebook-Pixel auf der Website hinterlegt wird, können mittels Retargeting Ads ehemalige Besucher der Website auf Facebook erneut auf die Marke aufmerksam gemacht und angesprochen werden.

 

Zusätzlich tun sich unter dem Begriff InsurTech neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle auf: Mit Hilfe innovativer Technologien, wozu auch moderne Dienste aus dem Social Media Bereich zählen, können Kunden von Versicherungen noch umfangreicher, kosteneffizienter und einfacher bedient werden. Einige Ideen und Anregungen:

  • Mit einer App, die ihre Fitnessaktivitäten und ihren Lebensstil dokumentiert, könnten Sie ihre Versicherungsbeiträge senken.
  • Sie könnten Ihren Versicherungsmakler im Schadensfall umgehend via WhatsApp kontaktieren oder in einer WhatsApp-Gruppe relevante Angebote bekommen.
  • Durch das Tracking Ihres Fahrverhaltens könnten Sie die Kosten Ihrer Autoversicherung senken.
  • Der Facebook Messenger könnte dazu dienen, um innerhalb von Sekunden zu erfahren, welche Leistungen in Ihrem Versicherungspaket enthalten sind.

 

ourEPICblog