Eine kurze Geschichte der Webtypografie

Spricht man „Verdana“ oder „Times New Roman“ laut und selbstbewusst aus, zuckt so mancher Designer vor Schreck zusammen. Doch warum ist dies so? Beide Namen sind Sinnbilder eines dunklen Kapitels in der Geschichte der Webtypografie. Ein Kapitel voller „System Schriften“, hervorgehoben durch die 90er-Bad-Taste-Party der HTML Elemente: <blink>.

 

Sollten diese Begriffe kryptisch klingen, dann bist du wahrscheinlich neu in der Welt der Webtypografie. An dieser Stelle darf ich dich etwas beruhigen: In der noch sehr jungen Geschichte des geschriebenen Wortes im World Wide Web sind wir alle neu. Gerade einmal 20 Jahre ist es her, dass der Typograf Matthew Carter Schriften designte, die explizit für den Bildschirm erstellt wurden. Einer der Ersten dieser Art ist die anfangs erwähnte „Verdana“. Im vorherrschenden Betriebssystem Windows95 integriert, wurde diese Schriftfamilie eine der am weit verbreitetsten Schriften im Netz, weil eben nur solche vorinstallierten Schriften im Browser angezeigt werden konnten. Verdana zeichnete sich durch eine große X-Höhe, viel Weißraum und offene Formen aus. Das alles sind gestalterische Entscheidungen, welche die Lesbarkeit auf den noch sehr niedrig aufgelösten Röhren-Bildschirmen erleichtert haben. Allerdings hat sich die Technik rasant verbessert und so die verpixelten Makel jener Schriften frei gelegt, welche einst zur Verbesserung des Erscheinungsbild betragen sollten. Zum Glück sind wir nicht mehr auf diese veralteten „System-Schriften“ angewiesen. Eine neue Generation an Typografen haben sich dem Problem angenommen, um dem Internet eine neue Lesbarkeit zu schenken. Genauso wie Webentwickler, welche neue Standards einführen und Alte aus dem Netz verbannen. Wie das <blink> Element, ein Code-Schnipsel, das Schrift blinken lässt, ebenfalls ein Kind der 90er, das wie so viele modische Erscheinungen besagter Zeit nur in genau dieser ihren verdienten Platz haben sollte.

Heute sind die Gestaltungs-möglichkeiten von Webtypografie in ihrem Umfang der der klassischen Typografie eben würdig. Aber aus diesem Grund auch überwältigend in ihrer Vielzahl, genauso wie die enorme Auswahl an Schriften.

Man verliert schnell den Überblick. Damit dies nicht passiert, empfehle ich das gratis Web-Buch von Donny Truong: Professional Web Typography. Es bietet dem Leser einen detaillierten Einblick in die Welt der Webtypografie und erklärt jedem das Rüstzeug, mit welchem wir ein schöneres Internet schaffen können.

 

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